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Hochsensible Kinder

“Ich bin so wütend!!!” – Warum dieser Satz wichtig ist und wie wir gerade unsere hochsensiblen Kinder dabei unterstützen dürfen

By 13. September 2016Februar 12th, 2021Keine Kommentare
Bambino Infuriato

Die Atmosphäre ist dicht. Die Anspannung ist spürbar. Ich kenne meinen hochsensiblen Sohn. Ich weiß, was jetzt passiert. Ich versuche, aus der Situation auszusteigen. Es gelingt nicht. Seine Stimme hebt sich, es wird laut im Zimmer. Er schreit, beginnt zu toben und ein Kissen zu schmeißen. Ich hole tief Luft und verlasse das Zimmer. Und das alles wegen nichts. Das ist zumindest meine Wahrnehmung.

ER sieht das anders. Ich würde ihn nicht verstehen. Er fühlt sich von mir bedrängt, kann sich nicht entfalten. So oder so ähnlich lässt er es mich wissen.

Ein Teil von mir sagt mir, dass er Recht hat. Der Teil sagt mir auch, dass ICH es mir als Kind nie zugestanden habe, wütend zu sein, zu schreien und Gegenstände durchs Zimmer zu schmeißen.

Wahrscheinlich ist es deshalb so schwer für mich. Ich konnte mit derartigen Gefühlsausbrüchen lange nichts anfangen, weil ich sie bei mir nie kennengelernt habe.

Ich gehörte zu jenen hochsensiblen Kindern, die sich zwar auch nie verstanden fühlten, aber immer sehr angepasst und auf Harmonie bedacht waren. Bevor ich es zuließ, selbst wütend zu werden, versuchte ich die Wut anderer auszugleichen. Ich war noch lieber und noch braver, um andere nicht wütend zu machen.

Meine Wut behielt ich stets fest verschlossen tief drinnen in mir.

Später fiel mir das alles auf den Kopf und es dauerte lange, bis ich erfahren habe, dass ich wütend sein darf. Ich musste lernen, auf erwachsene Art mit meiner Wut umzugehen, die ich als Kind oder Jugendliche nicht rausschreien konnte.

Also bin ich doch stolz auf meinen Sohn. Und ich beneide ihn auch ein bisschen. Dafür, dass er etwas macht, das ich mich nie getraut habe.

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Mit Gefühlen, die wir als negativ einstufen, umzugehen, ist in unserer Gesellschaft schwierig. Damit, dass vielleicht gerade diese Gesellschaftsstruktur das Auftreten solch negativer Gefühlsäußerungen begünstigt, beschäftigen sich nur wenige. Vielmehr gibt es einen großen Erwartungsdruck, einer definierten Norm zu entsprechen und sich ihr anzupassen. WARUM? Fragen dazu können kaum beantwortet werden und sind eher unerwünscht. “Das ist eben so!” ist wohl eine jener Aussagen, die vor allem hochsensiblen Menschen die größten Schwierigkeiten bereitet. Vor allem hochsensible Kinder stellen diese WARUM? Fragen in vermehrtem Ausmaß und lassen sich nur sehr schwer in das enge Korsett von Systemen drängen. Wenn es ihnen zu nahe kommt, droht Explosionsgefahr.

JA, Grenzen sind wichtig. AUCH und VOR ALLEM für hochsensible Kinder. Sie geben nicht nur einen Rahmen, sondern auch Sicherheit, sich in dieser oft unverständlichen Welt zurechtzufinden.

ABER: Wir als Eltern müssen zulassen, dass unsere Kinder diese Grenzen sprengen wollen. Das ist bei Jugendlichen in der Pubertät oder bei Kleinkindern in der Trotzphase ein natürlicher Entwicklungsschritt zur Individualisierung.

Bei hochsensiblen Kindern ist es unendlich wertvoll, dass sie lernen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, um sie verarbeiten zu können. Nicht nur, um ihnen spätere harte Lernerfahrungen zu ersparen, sondern auch und vor allem, um ihre zarte Persönlichkeit zu stärken und zu erden.

Wenn ich ernst genommen werde, auch in meiner Wut, kann ich weitergehen und sie produktiv nutzen. Wut und Aggression sind Antriebsfaktoren für die Entstehung von Neuem. Wenn ich sie vor der Welt verschließe, kann nichts Neues wachsen.

  • Lassen Sie Ihr Kind wütend sein. Auch schreien und toben gehört dazu.
  • Setzen Sie sich, wieder abgekühlt ist, zu Ihrem Kind und fragen, was genau der Grund für seine Wut war. Zeigen Sie Verständnis und zeigen Sie Wege, damit umzugehen.
  • Lassen Sie auch IHRE Wut zu. Leben Sie Ihrem Kind vor, damit umzugehen.
  • Vor allem: REDEN – REDEN – REDEN Sie mit Ihrem hochsensiblen Kind. Begründen Sie alles. Die meisten hochsensiblen Kinder haben ein enormes Gespür und Verständnis für Worte. Das, was Sie begründen, kann verinnerlicht werden und zu neuen Sichtweisen beitragen.

Viel Kraft dabei 🙂

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