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“Mut zur Langsamkeit – und wie Ihr hochsensibles Kind von Ihrem Mut profitiert”

By 18. August 2016November 14th, 2022Keine Kommentare
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“Was machst du, um dich zu entspannen?”, fragt der Schüler seinen Meister.

“Nichts”, erwiderte der Meister.

“Wenn ich gehe, gehe ich,

wenn ich esse, esse ich,

und wenn ich schlafe, schlafe ich.”

“Das tun doch alle”, meinte der Schüler darauf.

“Eben nicht!”, antwortete der Meister.

(Buddhistische Anekdote)

Dass unsere Welt schnell, laut, angespannt, hektisch, auf immer mehr in immer kürzerer Zeit ausgerichtet ist, ist wohl eine Tatsache. Viele Menschen leider darunter. Das Bewusstsein zu entschleunigen nimmt zu.

Kinder werden in eine Welt hineingeboren, die ihre genaue Vorstellung davon hat, wie ein Entwicklungsschritt aussehen muss und in welcher Zeit er zu passieren hat. Ist das nicht der Fall, gibt es besorgte Kommentare bis hin zu pathologischen Diagnosen.

Für uns Erwachsene ist es sehr schwer, sich der Schnelllebigkeit des Alltags zu entziehen. Für unsere Kinder um einiges schwerer, da wir ihnen nicht ausreichend beibringen, wie wichtig der Mut zur Langsamkeit, der Schritt in die Stille und Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und der Umwelt ist. Kein Wunder, sind wir doch gerade erst wieder selbst dabei, unsere Wahrnehmung dahingehend zu schärfen, wieder Innenschau zu halten und langsamer gehen zu lernen.

Mittlerweile hat sich auch hier der Markt enorm vergrößert, es gibt sehr viel Literatur darüber, wie es uns gelingt, wieder achtsamer und bewusster durchs Leben zu gehen und welche „Techniken“ uns dabei helfen können.

Ich halte das Hinwenden zu diesen unterschiedlichsten Herangehensweisen für essentiell, weil sie uns wieder mit unserem eigenen Bewusstsein in Kontakt bringen anstatt mit der kollektiven „So hat etwas zu sein“ Weltanschauung.

Wenn wir uns aber wieder mehr den Menschen zuwenden, mit denen wir leben und weniger den Normen, die wir glauben erfüllen zu müssen, können wir auch unabhängig von unterschiedlichsten „Techniken“ eine natürliche Geschwindigkeit im Leben erreichen. Obwohl wir alle wissen, dass Zeit das ist, was wir daraus machen, sind wir immer noch sehr fremdgesteuert unterwegs. Wenn wir sagen „Wir haben keine Zeit“ oder „Uns fehlt die Zeit“, dann wissen wir doch selbst sehr gut, dass das nicht stimmt. Die Zeit nimmt uns niemand weg, sie ist einfach.

Ja, das ist eine Herausforderung, aber vor allem für hochsensible Kinder ist dieser „Mut zur Langsamkeit“, den wir als Eltern aufbringen dürfen, von großer Wichtigkeit. Erst wenn ich mir selbst bewusst bin, dass mein Tempo, in dem ich lebe, das richtige für mich ist, kann ich mein Kind dahingehend unterstützen, sein eigenes zu finden. Das setzt bei uns Erwachsenen eine sehr große Reflexionsbereitschaft voraus. Unsere hochsensiblen Kinder spüren ob wir gestresst oder in unserer Mitte sind und es ist eine unendlich große Unterstützung für die individuelle Entwicklung, wenn wir selbst entspannt und achtsam mit unserer Lebenszeit umgehen und dieses Gefühl auch weitervermitteln.

Unsere hochsensiblen Kinder brauchen viel Zeit. Zum einen, um die Wahrnehmungen um sie herum zu verarbeiten und zum anderen, um die eigenen Schritte in ihrem Tempo gehen zu können. Und bei vielen hochsensiblen Kindern und Erwachsenen liegt dieses Tempo unter dem Durchschnitt normal sensibler Menschen. Das bedeutet in keinster Art und Weise, dass sie in ihrer Entwicklung zurück sind, sondern lediglich, dass sie mehr Zeit brauchen. Für alles – natürlich auch hier wieder in ganz unterschiedlicher Ausprägung:

Beim Sauberwerden

Beim Sprechen

Beim Eingewöhnen in den Kindergarten

Beim Knüpfen von Sozialkontakten

Beim Entscheiden

Beim Angst Loswerden

Beim Traurigsein

Beim Fröhlichsein

Beim Essen

Beim Einschlafen

Beim Durchschlafen

Beim alleine Schlafen

Beim Träumen

Beim Nachdenken

Beim Kuscheln

… usw.

Es schenkt unglaublich viel Vertrauen und Sicherheit, wenn ausreichend Zeit da ist, all diese Dinge im eigenen Tempo leben zu dürfen. Außerdem schafft Zeit die Möglichkeit, die Unmenge an Reizen gut zu verarbeiten.

Die „Spaßgesellschaft“ macht es allen Kindern, nicht nur hochsensiblen Kindern schwer, der Reizüberflutung standzuhalten. Ich kann hier nur noch einmal betonen, wie wichtig es für hochsensible Körper und Geister ist, zu wissen, wo die eigenen Grenzen liegen, um bestmöglich zu Stabilität und Gesundheit beitragen zu können.

Wie können Eltern unterstützen?

Wenn ich sage, geben Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht, dann klingt das zwar gut, ist aber für viele Eltern schwierig umzusetzen. Wie bereits erwähnt, wissen auch Erwachsene oft nicht, wie sie am besten in ihrem Tempo leben können, sofern sie sich überhaupt schon Gedanken darüber gemacht haben, was denn der eigene Rhythmus ist. Viele Eltern tragen selbst zur Überforderung ihrer Kinder bei, indem sie die „Dauerbespaßung“, die die Gesellschaft vorgibt, übernehmen. Gerade bei hochsensiblen Kindern ist es wichtig, sie von Beginn an in ihrem Rhythmus sein zu lassen. Das bedeutet, wie bei allen anderen Kindern auch, als Eltern zu lernen, die Kinder einfach „Sein“ zu lassen. Eine schwierige Herausforderung, in der aber sehr viel Potential für Selbstakzeptanz und Selbstbewusstsein liegt. Wenn ich als Kind lerne, mit mir selbst einfach „da zu sein“, Raum zu haben und ein sicheres Umfeld, in dem ich mich bewegen kann, gelingt es mir später um vieles leichter, selbstverantwortlich und selbstbewusst mein Leben zu führen.

Hochsensiblen Kindern hilft die Vorbildwirkung der Eltern sehr, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu erkennen, wann der hochsensible Körper und/oder Geist eine Auszeit braucht und wie lang diese dauern darf.

Konkret heißt das:

  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, den Tag selbst zu planen und zu strukturieren. Natürlich brauchen kleinere Kinder hier noch etwas mehr Anleitung, aber so lernen hochsensible Kinder schon früh, in sich hineinzuspüren und wahrzunehmen, wie sich ihr Energiehaushalt anfühlt.
  • Lassen Sie Ihr Kind immer wieder ansprechen, wie es sich fühlt. Das mag am Anfang ein bisschen schwierig sein, aber je öfter Kinder damit konfrontiert werden, in sich hineinzuspüren, desto öfter werden sie Worte dafür finden. Damit können Sie Ihrem Kind schon frühzeitig helfen, sich nicht selbst zu überfordern und ein Bewusstsein für sein Tempo und seine Bedürfnisse zu bekommen.
  • Finden Sie bewusst Worte für Anspannung und Entspannung. Wenn Ihr Kind nach einem langen aufregenden Kindergeburtstag am Abend völlig quirlig und aufgedreht ist, erklären sie ihm, wie wichtig es nach so einem intensiven Nachmittag ist, zur Ruhe zu kommen, damit sich Geist und Körper entspannen können.

Je öfter darüber geredet wird, desto mehr Bewusstsein ist da. Auch merken hochsensible Kinder sehr schnell, welchen Unterschied es macht, sich bewusst entspannen zu können. Selbst pubertierende Jugendliche lassen sich gerne noch auf Entspannung ein, wenn man sie anleitet bzw. wenn sie Möglichkeiten dafür gelernt haben.

Abschließend noch eine Auswahl an Übungen zur Entspannung und Körperwahrnehmung:

  • „Bewusst atmen lernen“ – Hände auf den Bauch legen, in die Hände atmen
  • „Schüttelübung“ – 2 Fragen: „Was hat dir heute am besten gefallen?“ und „Was hat dir gar nicht gefallen?“ – Alles, was nicht gut war und Stress erzeugt hat, darf einfach abgeschüttelt werden und in die Erde fließen. Dazu mit beiden Füßen in kleinem Abstand fest am Boden stehen und aus den Knien heraus zu schütteln beginnen.
  • „Einfach Spüren“ – Steine oder Muscheln am gesamten Körper auflegen. Einfach hinspüren lassen, wo was liegt. Dann langsam wieder wegnehmen. Eventuell Musik dazu.
  • „Massageball“ – Den gesamten Körper „abrollen“ und einfach spüren.

DANKE für Ihren MUT ZUR LANGSAMKEIT :-)!

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